Home

  Wer- sind- wir

  Vorstand
  Mitglieder
  Programm
  Familienarbeit
  Fahrradtouren
  Fotoalbum
  Kolpingjugend
  Kolpingwerk
   Links
  Aktualisierungen
  Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  Home

 

STEINHEIM      Westfalen

  gegründet  1889

 

Mit dem Rad durchs Ammerland

In den vergangenen acht Jahren erkundete ich mit einer Radlergruppe der Kolpingsfamilie Steinheim das Münsterland, das Niederrheingebiet, das Emsland und Ostfriesland. Nun wollten wir eine neue Region kennen lernen: das Ammerland. Ich hatte von einer schönen Landschaft mit optimalen Radfahrmöglichkeiten gehört. Meine Nachforschungen bestätigten diesen Tipp. Nach weitreichenden Prüfungen war bereits im August letzten Jahres die Wahl des Quartiers auf das Familienhotel "Zur Linde" in Westerstede gefallen. Es sollte sich zeigen, dass es ein Glücksgriff war.

Ammerland:   Der Landkreis Ammerland liegt im nordwestlichen Teil Niedersachsens und bildet das historische Kerngebiet des Oldenburger Landes. Das Gebiet gilt als eines der großen Parklandschaften Europas - eine von der Natur reich gesegnete Landschaft. Das Ammerland ist nach Südwest-China die zweite Heimat des Rhododendron. 90 % aller in Deutschland herangezogenen Rhododendren kommen aus den Baumschulen des Ammerlandes.

Von Mitte Mai bis Mitte Juni blühen sie in allerprächtigster Fülle und Farbigkeit. Im Herzen des Ammerlandes liegt das Zwischenahner Meer, der drittgrößte Binnensee Norddeutschlands.

 

Donnerstag, 01. Juni 2000

Am Tag Christi Himmelfahrt trafen wir uns pünktlich um 07.00 Uhr an der Friedr.-Wilh.-Weber-Schule, um ins Ammerland aufzubrechen. Die zwanzig Teilnehmer waren gute Laune, die Fahrräder einigermaßen sauber geputzt und das Wetter war gut. Unser Verladeteam verstauchte unter der Mithilfe des Busfahrers sorgfaltig unsere Fahrräder in einem Busanhänger.

Um 07.30 Uhr rollte der "Kirsch Fahrradexpress" in Richtung Norden. Zunächst über Lemgo und Herford, dann über die Autobahn, an Osnabrück, Vechta und Ahlhorn vorbei, kamen wir nach gut drei Fahrtstunden in Oldenburg - Wechloy an, dem Ausgangspunkt unserer Fahrradtour.

Auf einem Parkplatz nahe einer Autobahnabfahrt luden wir zunächst unsere Räder aus. Es zeigte sich, dass die Verladetruppe sehr gute Arbeit geleistet hatte, denn alle Fahrräder waren unbeschädigt geblieben. Nachdem wir etwas Zuckerkuchen gegessen und die Räder kurz überprüft hatten, konnte es um 11.20 Uhr losgehen. Der Busfahrer brachte unser Gepäck bis zum Hotel nach Westerstede, somit war die Radlergruppe entlastet.

Die Fahrt konnte beginnen: Wir saßen auf und radelten dann entlang einer Bahnlinie. Am Haarenstausee legten wir eine erste kurze Pause ein, um zu prüfen, ob auch alles mit den Fahrrädern in Ordnung war. Über Wildenloh gelangten wir nach Portsloge.

An einem Rastplatz unter alten Eichen am Rande eines kleinen Waldes legten wir eine Mittagspause ein und stärkten uns zunächst. Vor der Weiterfahrt erbaten wir in einer Andacht, die Gerd vorbereitet hatte.

Wir durchradelten Edewecht und fuhren auf einem alten Kirchweg weiter bis Bad Zwischenahn.

Kirchwege:   Nach altem Wegerecht führten durch das Ammerland Kirchwege von den Dörfern zu den Kirchen. Die teilweise im ursprünglichen Zustand erhaltenen Wege, die über hundert Jahre alt sind, blieben bis heute insbesondere für Radfahrer Verbindungswege. Sie werden von Bäumen, Sträuchern und schützenden Wallhecken gesäumt und fuhren durch die schönsten Teile der Ammerländer Landschaft. Heute, wie auch an den anderen Tagen, radelten wir oft auf solchen Kirchwegen.

Rad Zwischenahn:    Im Herzen des Ammerlandes liegt Bad Zwischenahn. Die Gemeinde umfasst 19 Bauernschaften mit knapp 25.000 Einwohnern. Die Hauptattraktion ist natürlich der 526 ha große See, das drittgrößte Binnengewässer Norddeutschlands. Im Jahre 1919 erhielt Zwischenahn die Genehmigung sich Bad zu nennen.

Entlang der Kurpromenade gelangten wir zum Wasserturm. Dort war Gelegenheit gegeben, auf den 40 m hohen Turm zu steigen, von dem sich oben ein herrlicher Blick auf den See, den Ort und das weite Umfeld eröffnete. Ein großer Teil von uns erklomm die 180 Stufen. Einige Radler besuchten den benachbarten botanischen Irrgarten bzw. ruhten sich einfach nur aus und entspannten sich. Wir machten uns wieder auf den Weg und umradelten die östliche Seeseite, bevor wir im Fährhaus Dreibergen am Nordufer eine Kaffeepause einlegten. Es müssen wohl alle Bewohner und Gäste Ausgang gehabt haben - im Ort und auch am See war der Teufel los.

Als nächstes Ziel stand das Niedersächsische Garten- und Kulturzentrum in Rostrup auf dem Programm. Dieser Sichtungsgarten der Lehr- und Versuchsanstalt beinhaltet die umfangreichste Sammlung von Rhododendren, Azaleen, Heidegewächsen und Nadelhölzer in Europa. Wir konnten auch zahlreiche Versuchs- und Demonstrationspflanzungen von Beet und Balkonpflanzen besichtigen. Wir fühlten uns wie in einer kleinen Landesgartenschau. Sicherlich konnten einige Mitglieder unserer Gruppe Anregungen für ihren eigenen Garten mitnehmen.

Es war mittlerweile schon spät geworden und der Himmel verdunkelte sich. Es setzte leichter Nieselregen ein, doch war es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel. Durch den Oldenburger Staatsforst, über den Thorsholter Kirchweg, radelten wir ohne Umwege nach Westerstede

Westerstede:   Die Kreisstadt Westerstede umfasst knapp 180 qkm Fläche, auf die sich über 20.000 Menschen in 49 Ansiedlungen verteilen. Westerstede kann auf eine 875-jährige Geschichte zurückblicken. Historisch gesehen haben die Westersteder schon vieles einstecken müssen: Im 15. und 16. Jahrhundert fielen die benachbarten Ostfriesen mehrmals in das Stadtgebiet ein, 1666 wurde die Pest eingeschleppt, 1811 besetzten die Franzosen das Gebiet und 1815 zerstörte ein verheerender Brand das Zentrum. Die Stadtrechte wurden erst 1977 verliehen. Wahrzeichen ist die St. Petri Kirche von 1123. Die einzige Stadt im Ammerland hat sich in der gesamten Bundesrepublik als Rhododendren- Zentrum einen Namen gemacht.

Nach gut 54 gefahrenen Kilometern kamen wir um 18.15 Uhr an unserem Quartier "Hotel zur Linde" an. Wir wurden dort sehr freundlich aufgenommen und bekamen vom Wirt mit netten Worten einen Begrüßungstrunk überreicht. Nachdem wir unsere Fahrräder gut untergebracht hatten, suchten wir unsere Zimmer auf und machten uns unter der Dusche erst einmal wieder frisch.

Um 19.30 Uhr trafen wir uns zum Abendessen, es war ein kulinarischer Hochgenuss! Ein kleiner Abendspaziergang und gemütliche Stunden an der Theke beschlossen unseren ersten Tag.

 

Freitag, 2. Juni 2000

Nach einem schönen ausgiebigen Frühstück machten wir uns pünktlich um 9 Uhr auf den Weg. Heute sollte der westliche Teil des Ammerlandes erradelt werden. Wir verließen zunächst Westerstede in nördlicher Richtung und radelten über Hollwege durch das Lengener Moor. Hinter Ihorst begann der Augustfehner Kanal, den wir bis zum Ende der Strecke begleiteten. Übrigens: Der Name Fehn bedeutet kultiviertes Moor. Dieser Kanal ist ein typischer Tortkanal, der zur Zeit der Moorkolonisierung angelegt wurde und dem Abtransport des gestochenen Torfs diente. Er verbindet das Lengener Moor mit dem Aper Tief, hat heute aber nur noch Entwässerungsfunktion.

Kurz vor unserem ersten Ziel in Apen geschah es: Endlich gab es einen Platten, große Freude kam auf Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit konnte unser technisches Team wieder ein Rad flicken. Reinhards Drahtesel verlor den Reifendruck. Die Reparaturzeit war allerdings etwas ungewöhnlich. Apen ist ein Ort mit 9 Bauernschaften, wo etwa 10.500 Einwohner leben. Die Gemeinde wird durchzogen von vielen Flüsschen und Fehnkanälen. Idyllische Wasserläufe prägen das Landschaftsbild. Zahlreiche Kanalbrücken verbinden die ehemaligen Moorkolonien entlang kilometerlanger Kanäle. Durch das Aper Tief gelangten wir zu unserem ersten Bildungsort - eine Schinkenräucherei. Das Räuchern von Schinken hat im Ammerland Tradition und wird noch heute von vielen Betrieben gepflegt. Die Schinkenräucherei Meyer mit ihrer 250-jährigen Familientradition ist die älteste im Ammerland.

Nach unserer Ankunft weihte uns zunächst der Firmeninhaber in das Zeremoniell des Ammerländer Löffeltrunks ein. In einer Führung zeigte uns anschließend Arnd Müller in seiner historischen Schinkenräucherei, wie die uralte Konservierungsmethode funktioniert und wie ein Räucher- und Reiferaum aussehen. Absoluten Wert legte der Räuchermeister darauf, dass der Schinken ohne Makel sei und einen besonders guten Charakter aufweise. Nachdem wir einen Eindruck von dieser besonderen "Handwerkskunst" gewonnen hatten, eine kleine Kostprobe gehörte auch dazu, machten wir uns wieder auf den Weg und verließen Apen in südlicher Richtung.

An einer Sportanlage in Nordloh legten wir unsere Mittagspause ein. Am Nordloher Tief entlang, über einen befestigten Deich, vorbei an einem Schöpfwerk und dem Binnenhafen gelangten wir nach Barßel. Wir durchradelten den Ort mit Seefahrttradition, in dessen Hafen viele Sportboote vor Anker lagen. Zunächst durch eine Wohnsiedlung und am Bahndamm entlang radelten wir dann über schöne Wirtschafts- und Waldwege bis zu einem kleinen Wald See, dem "Drakamp Schlatt". Er ist ein ca. drei ha großer Flachsee und als Naturdenkmal ausgewiesen. Unzählige unter Naturschutz stehende Seerosen auf dem See beeindruckten durch ihre Blütenpracht.

 

Um auf der geplanten Route weiter zu radeln, mussten wir über einen Zaun steigen bzw. unter ihm herkriechen, dies wies die Karte auch so aus. Durch das Godensholter Moorgebiet, teilweise über Klinkerstraßen, gelangten wir zum Howieker Krug mit Biergarten.

 

Nach einer Pause ging es weiter zur Howieker Mühle. Diese Wassermühle wurde bereits vor fast 400 Jahren erbaut und wurde bis 1909 betrieben. Sie ist ein idyllisch gelegenes Baudenkmal, ergänzt durch eine Brauchtumsscheune und eine Freilichtbühne.

 

Zunächst auf schmalen Pfaden, dann durch den Staatsforst Neuenburg am Wald und am See Möhlenbült vorbei, gelangten wir zum Friesendenkmal.

Das Friesendenkmal wurde 1912 errichtet. Es soll die Erinnerung an den Kampf der Oldenburger Grafen mit dem Hauptstamm der Ostfriesen um die Vorherrschaft in Nordoldenburg wach halten. Insbesondere erinnert es an eine Schlacht im Jahre 1457 bei Fikensolt, bei der unzählige Ostfriesen und Ammerländer den Tod gefunden hatten.

Gegen 18 Uhr gelangten wir wieder in unsere Unterkunft, nachdem wir knapp 66 km zurückgelegt hatten.

Samstag, 3. Juni 2000

Wenn es auch am Abend für einige spät geworden war, erschienen doch fast alle am Morgen pünktlich zum Frühstück.

Heute wollten wir das östliche Ammerland erkunden. Wir verließen um 08.50 Uhr die Rododendronstadt Westerstede in Richtung Gießelhorst. Über idyllische Kirchwege vorbei an zahlreichen Baumschulen und Wallhecken durchradelten wir auch schöne Waldgebiete. Die "Mansholter Büsche", auch Mansholter Holz genannt, sind ein altes Waldgebiet, das als Wirtschafts- und auch Erholungswald genutzt wird. Die ältesten Bäume sind die bis 300-jährigen Eichen.

Über Sandwege und Klinkerstraßen vorbei an Bokel und Kleinenfelde gelangten wir zum Schlosspark in Rastede. Im Luftkurort Rastede leben etwa 20.000 Einwohner, die sich auf 38 Bauernschaften verteilen. Im Hoch- und Spätmittelalter gehörte die Gemeinde zu den angesehensten klösterlichen Ortschaften Norddeutschlands. Das ehemalige Benediktinerkloster mit Basilika wurde im 17. Jh. zu einem Schloss umgebaut.

Hier war zunächst Gelegenheit gegeben im Ort Besorgungen zu machen. Dann durchradelten wir einen wunderbaren Schlosspark mit kleinen Teichanlagen, der bereits im 18. Jh. angelegt wurde und hielten entweder am idyllisch gelegenen Ellernteich oder auf einem nahegelegenen Turnierplatz unsere Mittagspause. Wir umradelten den Ellernteich und verließen Rastede in nördlicher Richtung.

Unser nächstes Ziel war das Wasserwerk Nethen. Unter dem Motto: „Vom Grundwasser zum Trinkwasser“ war dort ein Trinkwasserlehrpfad mit 23 Stationen über die natürlichen Abläufe des Wasserkreislaufes dargestellt. Die Erkundung dieses Lehrpfades vermittelte uns sehr viel interessantes Wissen über den Wertstoff Wasser.

Weiter führte uns die Route nach Wiefelstede, einer Gemeinde mit 13.500 Einwohnern in 18 Bauernschaften. Hier steht übrigens auch die älteste Kirche des Ammerlandes, die im Jahre 1057 erbaut wurde.

Um 14 Uhr stand eine Besichtigung des Bäckereimuseums auf dem Programm. Nach dem Empfang durch Herrn Zimmermann führte uns der Bäckermeister zunächst durch sein Museum. Herz und Prachtstück ist der selbstgebaute und voll funktionstüchtige Steinofen aus den 60er Jahren. Zahlreiche alte Werkzeuge, teilweise vom Anfang des Jahrhunderts, Kaffeemühlen, ein Waffeleisen von 1828, alte Formen für Marzipanfiguren und viele weitere Utensilien alter Backkunst aus der Zeit der Jahrhundertwende gab es zu besichtigen. Wir ließen uns erklären, wozu Teigmollen, Brötchenpressen und Sahnegebläse dienen.

Nach dem Rundgang durch die Bäckerklause konnten wir uns bei Kaffee, Tee, Brot und Kuchen stärken. Eine Videoschau "Vom Korn zum Brot" erläuterte zusätzlich die notwendigen Arbeitsschritte, bis das Brot duftend beim Bäcker im Regal liegt.

Wir verabschiedeten uns nach zwei Stunden und radelten weiter. Durch Gebiete des Hollermoores, über Garnholt und Stellhorn gelangten wir um 17.10 Uhr nach 63 Kilometern wieder in Westerstede an. Besonders heute mussten unsere Fahrräder einiges aushalten, waren doch sehr viele Polterwege mit schlechtem Kopfsteinpflaster, aber auch Sandwege dabei. Doch unsere Räder überstanden jeden noch so schwierigen "Parcours".

 

Sonntag, 4. Juni 2000

Heute stand keine große Tour auf dem Programm. Schwerpunkt sollte eine Moorwanderung sein. In der Nacht und am frühen Morgen hatte es sehr stark geregnet. Jedoch zum Frühstück wurde das Wetter wieder besser. Nachdem wir gepackt und uns gestärkt hatten, ging es zunächst zum Fototermin, bevor wir dann losradelten.

 

Über Burgforde und Linswege kamen wir pünktlich um zehn Uhr an der kleinen Moorkneipe an. Mit einem Führer radelten bzw. gingen wir ins Bockhorner Moor. Dieses Naturschutzgebiet ist etwa 300 ha groß. Der Gang durch das urwüchsige Moor war schon ein beeindruckendes Erlebnis. Unser sachkundiger Moorführer erläuterte anschaulich die charakteristische Pflanzen- und Tierwelt des Hochmoores. Von der Wanderung bekamen einige Teilnehmer langanhaltende Eindrücke - gab es in dem Gebiet doch sehr viele Mücken!

 

 

Nach der knapp zweistündigen Führung ging es zurück zur Moorkneipe. Hier ist am Rande des Moores ein kleines gastliches Paradies entstanden.

Nach dem Mittagessen und einer anschließenden Dankesrede von Gerd an den Fahrtorganisator radelten wir ohne große Umwege zurück zur Unterkunft. Es war zwar am Himmel wieder dunkel geworden, doch blieb es unterwegs trocken. Nach nur 36 km trafen wir um 15 Uhr in Westerstede ein.

Wir verluden unsere Räder in den Hänger und machten uns um 16 Uhr wieder auf den Heimweg. Gegen 20 Uhr kamen wir wieder in unserer Heimatstadt Steinheim an, wo die Räder und Gepäck ausgeladen wurden. Alle Teilnehmer und auch die Fahrräder hatten die Tage gut überstanden. Eine erfüllte, erlebnisreiche Zeit, die unsere Gruppe formte und prägte, war zu Ende.

Auf den vier Tagestouren legten wir offiziell knapp 219,5 km zurück. Wir saßen ca. 14 Stunden im Sattel bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,6 km/h.

 zurück   Fahrradtouren