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STEINHEIM      Westfalen

  gegründet  1889

 

Mit dem Rad durchs Hasetal und Emsland  

 

In diesem Jahr sollte unsere Fahrradtour ins mittlere Emsland und Hasetal gehen. Da wir 1998 gute Erfahrungen im Emsland gemacht hatten, wollten wir die Region weiter erradeln.

Emsland  -  Der zweitgrößte Landkreis im Bundesgebiet hat viele Gesichter. Geschichte, Gegenwart und Zukunftsvisionen zeigen sich in enger Nachbarschaft. Sagenumworbene Moore und romantische Heidelandschaften, idyllische Flüsschen und bunte Abwechslung von Wald- und Ackerflächen  bedeuten Nähe zur Natur.

Die typische Landschaftsform des Emslandes ist eine Hinterlassenschaft der Saal-Kaltzeit vor mehr als 200.000 Jahren. Mit Wucht stauchten damals die riesigen Eisgletscher Kies- und Geröllmassen zusammen. Einst beherrschten die Moore das ganze Gebiet.  Wind, Wasser und wechselnde Vegetation ließen langsam, aber stetig das Emsland zur heutigen Geestlandschaft werden. Im 18. und 19. Jahrhundert versuchte man das Land zu kultivieren und die Moore durch Entwässern und Torfstechen trockenzulegen. Erst in unserem Jahrhundert wurden weite Strecken besiedelt. Alte Siedlungen und nostalgische Dörfer sind Zeugen lebendiger Geschichte und gewachsener Traditionen. Auch viele Großsteingräber aus der Jungsteinzeit prägen das Bild des Emslandes.

Haselünne -   Die „Korn- und Hansestadt“ Haselünne ist die älteste Stadt im Emsland. Die um 1230 vom Grafen von Ravensberg verliehenen Stadtrechte wurden im Jahr 1272 durch den Bischof von Münster bestätigt. Der Name ist von der Hase, die auf einer Länge von fast 20 km die Stadt durchfließt, abgeleitet.  Der Ort Haselünne mit seinen 15 Ortschaften und mit 13.500 Einwohnern liegt etwa in der Mitte des Landkreises Emsland. Die Einwohner sind zu  80 %  katholisch.

Zielort und Ausgangspunkt der Touren sollte Lehrte sein, ein Ortsteil von Haselünne, mit etwa 1.000 Einwohnern. Von dort wollten wir die nähere und weitere Umgebung und einige Sehenswürdigkeiten kennen lernen.

Die Ems   -   Der 371 km lange Fluss entspringt in der Senne, fließt durch das Münsterland, schlängelt sich in dem nach ihm benannten Tiefland nach Norden und mündet in der Nähe von Emden in den Dollart, eine Bucht der Nordsee. Im untersten Laufabschnitt ab Papenburg steht die Ems unter dem Einfluss der Gezeiten.

Als größter rechtseitiger Nebenfluss der Ems entspringt die Hase am Hankenüll im Teutoburger Wald. Es ist nicht nur eine, sondern eine Reihe von Quellen, die die 170 km lange Hase mit Wasser versorgen.  Sie schlängelt sich durch einen vielfältigen Landschafts- und Lebensraum und mündet in Meppen in die Ems. Das Hasetal gehört zu einer Landschaft, die von der Eiszeit geprägt ist und seit der Besiedlung von ihren Bürgern mitgestaltet worden ist.

Der Hasetalradweg führt von Osnabrück nach Meppen. Wir wollten knapp die Hälfte dieser Route kennen lernen.

Donnerstag,  24.  Mai  2001

Am Tag Christi Himmelfahrt trafen wir uns um kurz vor 07.00 Uhr an der Friedr.-Wilh.-Weber-Schule, um mit Gleichgesinnten ein paar schöne Tage zu erleben. Die 23 Teilnehmer waren gute Laune, die Fahrräder einigermaßen sauber geputzt und das Wetter war sehr gut. Unser Verladeteam Konrad, Norbert und Heinz verstaute unter der Mithilfe des Busfahrers sorgfältig unsere Fahrräder in einem Busanhänger.

Um 07.15 Uhr sollte der „Kirsch Fahrradexpress“ eigentlich in Richtung Emsland abfahren. Da es mehr Räder waren als sonst und versucht wurde diese gut zu befestigen, kam der Bus erst um 07.40 Uhr ins Rollen. Zunächst über Lemgo und Herford, dann über die Autobahn, an Osnabrück vorbei, kamen wir nach über drei Fahrtstunden in Quakenbrück an, dem Ausgangspunkt unserer ersten Tagesetappe. Zwei Staus hatten die geplante Fahrzeit um eine weitere halbe Stunde verlängert.

Auf einem Parkplatz in Quakenbrück luden wir zunächst unsere Räder aus.  Es zeigte sich, dass die Verladetruppe sehr gute Arbeit geleistet hatte, denn alle Fahrräder waren unbeschädigt geblieben. 

Nachdem wir etwas Zuckerkuchen gegessen und die Räder überprüft hatten, konnte es um 11.20 Uhr losgehen. Der Busfahrer brachte unser Gepäck bis zum Hotel nach Lehrte, somit war die Radlergruppe entlastet.

 

 

Wir verließen Quakenbrück und radelten auf dem Hasetalradweg vorbei an Essen bis zu einem schönen Rastplatz in Farwick. Nachdem wir dort unsere Mittagspause verbracht hatten, ging es weiter westwärts.

Da wir morgens beim Verladen und durch Staus über eine Stunde Zeit verloren hatten, waren wir etwas in Zeitnot. Diese wurde noch größer, als meine Kette riss. Unsere Techniker hatten wohl Kettenschlösser mit, jedoch passten diese nicht optimal. Doch unsere Helfer bekommen immer alles hin, so dass es nach einer halben Stunde weiterging.

In Löningen war eigentlich ein Halt mit Kirchenbesichtigung geplant. Wir mussten den Ort jedoch rechts liegen lassen. Auch an einer netten Bierbude auf einem Zeltfest radelte ich gnadenlos vorbei. Dies gefiel zwar nicht allen, aber es musste aus Zeitgründen sein. Um 16 Uhr sollten wir eine Führung bei dem Spirituosenhersteller Berentzen haben.

Vorbei an der Aselager Mühle und durch Herzlake gelangten wir nach Haselünne. Auf direktem Weg ging es zum Berentzenhof, den wir genau um 15.55 Uhr erreichten. Auch unser Vikar, der mit seinem Auto mittags nach Lehrte gefahren war, kam in letzter Sekunde mit dem Rad an.

Die Firma Berentzen ist eine der modernsten und größten Anlagen zur Spirituosenherstellung Europas. Ein Mitarbeiter nahm uns in Empfang und erzählte einiges über die Geschichte der Kornbrennerei und dem Werdegang des Kornbrennens. Laufende Anlagen konnten wir leider nicht sehen. Abschließend konnten wir noch fünf verschiedene Sorten Getränke verkosten, die alle eine andere Geschmacksrichtung hatten. In der Markthalle war noch Gelegenheit gegeben Berentzen - Produkte zu erwerben.

 

Nach 100 Minuten schwangen wir uns wieder auf die Räder und radelten 8 km weiter auf dem Hasetalradweg bis nach Lehrte, wo wir planmäßig um 18.30 Uhr nach 65 geradelten km im Quartier ankamen.

 

 

Nach weitreichenden Prüfungen war bereits im August letzten Jahres die Wahl der Unterkunft auf das Familienhotel  „Landgasthof Redeker“ gefallen. Das Haus lag in ruhiger Ortslage, gegenüber der St. Laurentius Kirche. Es sollte sich herausstellen, dass ich mit der Buchung einen sehr guten Griff getan hatte. Das Abendessen war ein kulinarischer Hochgenuss. Anschließend verlebten wir noch einige gesellige Stunden.

 

Freitag,  25. Mai  2001

Für heute war ein volles Programm vorgesehen. Zwei größere Besichtigungen standen auf der Tagesordnung. Frühstück war bereits für  07.30 Uhr angesagt.

Nach dem üblichen Fahrradcheck machten wir uns mit sieben Minuten Verspätung auf den Weg. Über Teglingen gelangten wir an den Dortmund - Ems - Kanal. Dieser 340 km lange Kanal verbindet das Ruhrgebiet mit der Nordsee. Bereits in den vergangenen Jahren hatten wir zahlreiche Wegstrecken im Münsterland, Emsland und Ostfriesland, entlang des Kanals erradelt.

Über die Schleuse Varloh wechselten wir kurz die Seite. Bis zu unserem ersten Ziel, der Erdölraffinerie bei Lingen, war es nicht mehr weit. Es wäre zeitlich genau hingekommen, aber da passierte es - Reinhard (bzw. ein Reifen) war platt. Ich fuhr die letzten drei km schon vor, um am Zielort unsere Verspätung zu melden. Punkt zehn Uhr war ich dort, die Radlergruppe kam zehn Minuten später an.

Ein pensionierter Mitarbeiter erläuterte uns die Geschichte der Firma, die Arbeitsvorgänge der Erdölverarbeitung und viele chemische Dinge. Eine Führung durch die Anlage schloss sich an. Wir konnten uns ein Bild machen, wie aus Rohöl Benzin, Diesel, Heizöl und weitere Produkte hergestellt werden.

Die Erdöl-Raffinerie Emsland in Lingen - Holthausen ist eine der modernsten Raffinerien Europas. Seit dem 31.12.1999 ist das Unternehmen im Besitz der Veba Öl AG.

Im Jahr werden über 4 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet, davon gut ein viertel aus dem Emsland. 60 % der produzierten Kraftstoffe werden über Aral abgesetzt. Insgesamt hat die Veba Öl knapp 700 Beschäftigte, davon über 60 Auszubildende.

Nach der Führung verließen wir das Gelände und gelangten über Holthausen und Biene zum  Geester Speicherbecken. Dort sollte eine Mittagspause gemacht werden. Es war Gelegenheit gegeben am Strand zu liegen, den See zu umradeln, Speichen an Rudis Fahrrad zu wechseln oder aber die Gemütlichkeit eines Biergartens zu genießen.

Dieser 180 ha große See dient der Bereitstellung von Kühlturmzusatzwasser für den Betrieb des 1300-MV-Kernkraftwerkes Emsland in Lingen. Das Speicherbecken wird in Zeiten mit ausreichenden Abflüssen in der Ems gefüllt und gleicht in Niedrigwasserperioden die Verdunstungsverluste im Kühlturm des Kernkraftwerkes durch Einspeisung in die Ems aus. Der See wird natürlich auch zum Baden, Surfen und Segeln genutzt.

Nach der Ruhezeit machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Besichtigung der Firma Coppenrath in Großhesepe. Da die Produktion lief, konnten wir hautnah erleben, wie in einer der größten Bäckereien Deutschlands Feingebäck, Spekulatius, Torteletts, Plätzchen usw. hergestellt wurden. Es war schon beeindruckend welche Mengen an Teig täglich verarbeitet werden. Ein abschließendes Kaffeetrinken im Knusperlädchen rundete die Sache ab.

Da es bereits nach 16 Uhr war und zwei Besichtigungen am Tag reichten, fuhren wir nicht mehr das Moormuseum an. Wir wollten lieber in einem Biergarten die vielen Bildungseindrücke vertiefen. Ein Stück entlang der Emslandroute fuhren wir über Meppen, Feldkamp, Helte zurück nach Lehrte.Da wir unterwegs keine geeignete Einkehrmöglichkeit fanden, setzten wir uns bei „Redekers“ gesellig nach draußen. Heute hatten wir 62 km zurückgelegt.

Auf die Gruppe wartete wieder ein hervorragendes Abendessen. Auf der Karte stand „Spargelessen satt“, aber auch andere Gerichte konnten gewählt werden. Wir verlebten noch einen schönen stimmungsvollen Abend; einige kamen erst spät zu liegen.

Samstag,  26. Mai 2001

Wenn es auch für einige Teilnehmer sehr spät geworden war, erschienen doch alle einigermaßen pünktlich zum Frühstück. Über den Hasetalradweg gelangten wir nach Meppen. Ein Stück entlang am Dortmund-Ems-Kanal und dann durch die Emsauen gelangten wir ins Borkener Paradies.

Wir fanden einen hervorragenden Platz um einen weiteren Höhepunkt unserer Ausflugstage zu erleben. An einem wunderbaren Marienbildstock in der Nähe eines Bauernhofes wurde kurzerhand mit Nachbarschaftshilfe ein Altar aufgebaut und dann mit unserem Präses eine  hl. Messe  in freier Natur gefeiert.Kurz nach diesem beeindruckenden Erlebnis hieß es leider Abschied nehmen von unserem Präses. Er musste wieder Richtung Lehrte fahren, da ihn abends in Steinheim weiteren Pflichten erwarteten.

Wir radelten nach Haren weiter, wo wir in der Innenstadt eine Mittagspause einlegten. Nach einem kurzen Besuch im Schifffahrt-Freilichtmuseum ging es am Kanal entlang wieder zurück bis Meppen. Diese Stadt ist vom Wasser geprägt. Radde, Hase, Ems und Dortmund-Ems-Kanal durchziehen sie. In der Fußgängerzone fanden wir einen gemütlichen Biergarten der uns viel Spaß und Freude bereitete.

Über einen Teil des Hasetal - Radweges radelten wir zurück zur Unterkunft, die wir um 18 Uhr erreichten. Heute hatten wir gut 60 km zurückgelegt.

 

 

Sonntag,  27. Mai  2001

Nach dem Frühstück sattelten wir die Räder. Heute sollte es in südöstliche Richtung von Haselünne gehen. Über Bückelte, vorbei am Freizeitsee Haselünne, radelten wir über Andrup nach Dohren.. Über Wettrup gelangten wir nach Handrup. Unser traditionelles Sonntagsmenü wartete auf uns.

Als wir gut gesättigt waren, traten wir die Heimfahrt an. Es war mittlerweile am Himmel dunkler geworden und es tröpfelte auch manchmal. Über Lengerich und Gersten führte der Weg in Richtung Ausgangspunkt.

Auf einem Wirtschaftsweg mussten wir nochmals einen Zwangsstopp einlegen. Das Fahrrad von unserem Techniker Norbert hatte einen Plattfuß. Karl nutze die Gelegenheit, um dem Fahrtorganisator im Namen aller Teilnehmer ein Dankeschön auszusprechen. Nachdem der Schaden behoben war, ging es weiter. Über Klosterholte gelangten wir ohne Umwege um 15.40 Uhr wieder nach Lehrte und hatten knapp 58 km zurückgelegt.

Der Bus war bereits da. Schweren Herzens luden wir die Räder in den Hänger und mussten wieder heimwärts fahren. Gegen 19 Uhr kamen wir in unserer Heimatstadt Steinheim an, wo die Räder und das Gepäck ausgeladen wurden. Alle Teilnehmer und Fahrräder hatten, bis auf kleinere Macken, die Tage gut überstanden. Eine erfüllte, erlebnisreiche Zeit war zu Ende.

 

Fazit:    Es war wieder einmal ein sehr schönes Erlebnis. Besonders erfreulich war wieder die gute harmonische Gemeinschaft zwischen Jung und Alt. Herrliche Radwege führten uns entlang der Ems, der Hase und des Dortmund-Ems- Kanals, durch eindrucksvolle Moor- und Naturschutzgebiete durch Wälder und Wiesen.

 

Das Wetter konnte nicht viel besser sein. Außer etwas leichtem Nieselregen am Sonntagnachmittag war es herrliches Radelwetter. Wir hatten in knapp 15 Fahrstunden 244 km erradelt mit einer guten Durchschnittsgeschwindigkeit von 16,5 km/h.

 

Ich glaube, das Programm war abwechselungsreich: Drei Besichtigungen mit Führungen verschiedenster Art hatten wir erlebt. Unser Quartier war spitze: Die Gastgeber waren nett, die Zimmer sauber, das Essen war reichlich und sehr gut. Was wollten wir mehr? Natürlich ist bei 23 Personen das Interesse nicht immer bei jedem Teilnehmer gleich, aber das lässt sich nicht vermeiden.

Donnerstag,  24. Mai             Quakenbrück – Haselünne – Lehrte           64,3  km              03:53  Std.

Freitag,  25. Mai                    Geeste – Großhesepe – Meppen               61,7  km              03:40  Std.

Samstag,  26. Mai                 Meppen – Haren – Meppen                      60,4  km               03:52  Std.

Sonntag,  27.  Mai                 Andrup – Handrup – Gersten                     57,8  km              03:20  Std.

Gesamtstrecke                                                                                   244,2  km                 14:45  Std.           

 

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