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STEINHEIM      Westfalen

  gegründet  1889

 

Mit dem Fahrrad durch den Naturpark 

Lauenburgische Seen

 

Wurden in den vergangenen zwölf Jahren die Münsterländische Bucht, das Niederrheingebiet, das Emsland, Teile der Niederlande und der norddeutschen Tiefebene erradelt, so war das diesjährige Ziel weiter nordöstlich: der Naturpark Lauenburgische Seen mit angrenzenden Gebieten.

Naturpark Lauenburgische Seen  -  dieses Gebiet liegt größtenteils in Schleswig-Holstein und grenzt östlich an Mecklenburg-Vorpommern. Große Wälder, Heckenzüge, weitläufige Wiesen, Moore und 40 Seen prägen das dünn besiedelte, sanft geschwungene Hügelland im Herzogtum Lauenburg. Der 70 qkm große Park bietet eine von der Eiszeit geprägte  Natur- und Kulturlandschaft. Durch die Grenzlage hat sich hier kaum Industrie entwickeln können, eine heile Landschaft mit zahlreichen Seen und Wäldern blieb erhalten.

Bekannt ist die Gegend auch durch den historischen Handelsweg „Alte Salzstraße“, der von Lüneburg nach Lübeck führt.

 

Früher musste das Lüneburger Salz mühsam mit Pferd und Karren über sandige Wege nach Lübeck transportiert werden. Heute ist dort ein ca. 100 km  langer Radweg angelegt, den die Kolpinggruppe größtenteils erradeln wollte.

 

Donnerstag,  20.  Mai  2004

 

Am Tag Christi Himmelfahrt trafen wir uns kurz vor 07.00 Uhr an der Friedr.-Wilh.-Weber-Schule, um wieder einmal zu einer viertägigen Fahrradtour aufzubrechen. Die Fahrräder waren bereits am Vorabend fachkundig in den Kirsch-Anhänger verladen worden.

Pünktlich um  07.00 Uhr setzte sich der Bus in Bewegung, nach gut drei Stunden kamen wir zum geplanten Ausgangspunkt bei Scharnebeck in der Lüneburger Heide.

Auf einem geeigneten Parkplatz luden wir zunächst unsere Räder aus.  Es zeigte sich, dass die Verladetruppe sehr gute Arbeit geleistet hatte, denn alle Fahrräder waren unbeschädigt geblieben.  Nachdem wir die Drahtesel geprüft und gesattelt hatten, konnte es um 11.00 Uhr losgehen. Damit wir entlastet waren, brachte unser Busfahrer das Gepäck zum Hotel nach Ratzeburg.

Die erste Etappe war nicht lang. Nach einigen Metern machten wir bereits die erste Pause, um die Gelegenheit wahr zu nehmen, das Doppelsenkrechtschiffshebewerk Scharnebeck zu besichtigen. Dieses sehenswerte technische Bauwerk wurde 1974 als das größte der Welt errichtet. Die 100 Meter langen und zwölf Meter breiten Kammern überbrücken einen Höhenunterschied von 38 Metern. Der Elbe-Seitenkanal verbindet den Mittellandkanal mit der Elbe. Nähere Informationen über diese gigantische Schleuse und andere wassertechnische Meisterwerke konnten wir in den Ausstellungsräumen gleich nebenan finden.

Auf den Deichen des Kanals radelten wir nach Hohnstorf und hatten dort eine wunderschöne Aussicht über die breite Elbe hinweg auf die Schifferstadt Lauenburg. Diese erreichten wir über eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke.

Über sehr schlechtes Kopfsteinpflaster gelangten wir zur Elbuferpromenade und machten dort eine Mittagspause. Es war Gelegenheit sich auszuruhen, eine Brotzeit zu nehmen oder durch die Innenstadt mit historischen Fachwerkhäusern des 16. bis 18. Jahrhunderts zu bummeln.

Der Radfernweg „Alte Salzstraße“ führte uns dann über Land am Lanzer See (ehemalige Grenze) vorbei und dann bei Basedow auf einem „Treidelpfad“ direkt am Elbe-Lübeck-Kanal entlang. Dieser wurde im Jahr 1900 eingeweiht, hieß aber bis 1936  Elbe-Trave-Kanal.

Nachdem wir die Dückerschleuse und Witzeezeschleuse passiert hatten, verließen wir bei Büchen den Kanal und folgten dann der Alternativroute durch den Bergholzer Forst, über Langenlehsten und Gudow nach Kehrsen, wo wir in einem Biergarten eine verdiente Kaffeepause einlegten. Zwischenzeitlich hatten unsere Techniker erst mal Gerdas neues Fahrrad in Ordnung gebracht, welches ihr bisher einige Probleme bereitet hatte.

Über den „Alten Frachtweg“ radelten wir dann durch den Wehnsöhlengrund, einem eiszeitlichen Trockental. Der alte Frachtweg ist der kleine Bruder der alten Salzstraße und ist auf vielen Kilometern komplett in seinem ursprünglichen Verlauf aus dem Mittelalter erhalten. Das Gelände war etwas hügelig; bis hierher reichten die Gletscher der letzten Eiszeit. Der Weg endete in Fredeburg am Wildpark,  wo wir nach 70 km um kurz nach 18 Uhr planmäßig ankamen.

 

Unser Quartier bezogen wir im Hotel Fredekrug. Es liegt im kleinen Ortsteil Fredeburg, 5 km vor Ratzeburg und war schon 1358 eine gastliche Herberge. Ein freundliches Haus mit guter Küche und sauberen Zimmern  wartete auf uns. Nachdem wir die Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, trafen wir uns zu einem gemeinsamen sehr guten Abendessen. Einige unternahmen anschließend einen kleinen Spaziergang, andere saßen in geselliger Runde bei frischen Getränken zusammen.

Freitag, 21. Mai 2004

Heute sollte es nach Lübeck gehen. Das Wetter war gut, so dass wir nach einem reichhaltigen Frühstück pünktlich um 09.00 Uhr losradelten.

Über Giesendorf gelangten wir nach Berkenthin, wo wir wieder an den Elbe-Lübeck-Kanal kamen, dessen Verlauf wir in nächster Nähe auf dem Treidelpfad folgten. Manfred hatte für heute der ersten Platten, der am Kanal behoben werden musste. Vor den Toren der alten Hansestadt Lübeck trafen wir auf die Trave. Hier endet offiziell der Elbe-Lübeck-Kanal und heißt Kanal-Trave.

Die Hansestadt Lübeck bot sich der Radlergruppe zur Erkundung an. Gerade in der Innenstadt angekommen ging bei Bernhard ein Reifen platt - wieder Arbeit für unsere Helfer. Der vollständig von Wasser umströmte Lübecker Altstadthügel gleicht einem riesigen Freilichtmuseum. Mehr als 1000 Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Das Holstentor mit seinen bis zu 3,50 Meter dicken Mauern, ist das wohl bekannteste und bedeutendste erhaltene Stadttor des Spätmittelalters in Deutschland. Es wurde zwischen 1464 und 1478 erbaut.

Die mittelalterliche Altstadt mit Dom, Rathaus, den Patrizierhäusern und dem Marzipanparadies „Niederegger“ gaben der Gruppe einen kleinen Einblick in eine vom Mittelalter bis in die Jetztzeit verwandelte moderne pulsierende Stadt.

Wir verließen Lübeck und radelten durch wunderbare Natur über Wakenitz, Müggenbusch, Klein- und Großgrönau und überquerten die ehemalige DDR-Grenze, an die hier aber wenig erinnerte.

Wir durchfuhren die Ortschaften Utecht und Cambow in Mecklenburg-Vorpommern am östlichen Ufer des Ratzeburger Sees. Es war warm in dieser hügeligen Umgebung - eine Kaffeepause war erforderlich. In dem netten Biergarten Kalkhütte, mit schönem Blick auf den See, machten wir Rast. 

Weiter ging es über Römnitz nach Ratzeburg. Die Inselstadt Ratzeburg liegt seit 925 Jahren mit ihrem Zentrum auf einer Insel, umgeben von vier Seen. Wahrzeichen ist der Dom, ein romanischer Backsteinbau, den Heinrich der Löwe einst finanzierte. Da es schon spät war, reichte die Zeit nicht aus, um sich die Inselstadt näher zu betrachten. Außer einem notwendigen „Apothekenstopp“  radelten wir dann durch den Farchauer Forst weiter nach Fredeburg.

Nach 66 km, zum Teil bei Gegenwind, erreichte die Gruppe am frühen Abend wieder das gastliche Domizil. Auf die meisten Radler wartete wieder ein hervorragendes Abendessen im Hotel; einige fuhren zum Essen nach Mölln. Ein paar gemütliche Stunden rundeten diesen erlebnisreichen Tag ab.

Samstag, 22. Mai 2004

Nach dem Frühstück ging es wieder auf Tour. Heute war keine lange Fahrtstrecke geplant. Auf dem Programm stand viel Natur und die Eulenspiegelstadt Mölln.

Vorbei an der Farchauer Mühle und Schmilau, radelten wir durch teilweise wunderschöne Baumalleen über Althorst, Neuhorst zum Krebssee. An einem geeigneten Platz machten wir unterwegs Halt, um gemeinsam eine Maiandacht zu feiern, die Gerd vorbereitet hatte. Der Ruf des Kuckucks und das Hämmern des Schwarzspechtes begleitete uns bei der Andacht im schattigen Wald.

Auch heute war wieder was los!  Kurz nach der Andacht hatte ich einen Reifenschaden und somit Arbeit für unsere Techniker. Nach 10 Minuten Fahrt hatte ich einen weiteren Platten an der gleichen Reifenstelle. Gerd opferte nun einen Reserveschlauch. Plötzlich dachte Josef, er habe sein Portmonee verloren. Während er suchte, machten unsere Spezialisten mein Rad wieder in Ordnung.

Als nach langer Suche eines Schraubenschlüssels dieser endlich wieder auftauchte, ging es weiter.

Über herrliche Waldwege erreichten wir des Mittags den Kneippkurort Mölln. Eine reizvoll Seenkette umschließt die Gemeinde, dessen heimelige Altstadt mit kleinen Gassen und Gängen zu einem Bummel einlud. 1359 wurde Mölln zu einer wichtigen Festung an der „Alten Salzstraße“ ausgebaut.

Eine Reihe von Denkmälern und Gedenkstätten erinnern an Till Eulenspiegel, der hier im 14. Jahrhundert wirklich gelebt hatte und durch seine Streiche berühmt wurde. Zu weiteren Sehenswürdigkeiten gehören das Rathaus mit Staffelgiebel, die Kirche St. Nikolai und zahlreiche backsteinerne Fachwerkhäuser.

Wir trafen uns zum vereinbarten Zeitpunkt wieder am Marktplatz und radelten, da es stark nach Regen aussah, auf direktem Weg zurück zur Unterkunft, wo wir gegen 16 Uhr eintrafen. Das war auch ganz gut so, wir waren noch nicht lange da, da gab es schon ein festes Regenschauer.Heute hatten wir 40 km zurückgelegt.

Bei bis zum Nachmittag wiederum herrlichem, sonnigem Maiwetter hatten wir einen traumhaft schönen Tag in der blühenden Natur erlebt, an dem wir verschiedene Seen, eingebettet in idyllische Täler, umradelten. Es war Natur pur!!

Einige Teilnehmer ruhten sich aus, andere unternahmen einen Spaziergang oder tranken in gemütlicher Runde ein Bier. Die meisten aßen am Abend im Hotel, eine Gruppe fuhr nach Ratzeburg zum Essen und um die Stadt näher kennen zu lernen. Frohe gemeinsame Stunden beendeten den Tag.

 

Sonntag, 23. Mai 2004

Nach dem Frühstück sattelten wir nochmals die Räder. Heute sollte es noch ein Stück durch die ehemalige Grenzregion gehen. Wir radelten in Richtung Ratzeburg, am Küchensee und am Domsee entlang durch den Wald nach Bäk. Weiter ging es nach Mechow und dann auf alten Grenzenwegen, entlang am Mechower und Lankower See, über Mustin nach Salem.

Hier wartete unser traditionelles Sonntagsmenü auf uns.

Nach einem sehr guten Mittagessen und einigen Dankesworten von Gerd an den Fahrtorganisator radelten wir ohne große Umwege zurück zur Unterkunft.

  Nach knapp 39 km trafen wir um 15 Uhr am Hotel ein. Der Bus stand schon da, so dass unser Verladeteam sich sofort an die Arbeit machte, um die Räder wieder sicher im Hänger zu verstauen. Nach einem Bier für die Helfer ging es los.

 

Gegen 21 Uhr kamen wir wieder in unserer Heimatstadt Steinheim an, wo die Räder und das Gepäck ausgeladen wurden. Alle Teilnehmer und auch die Fahrräder hatten die Tage gut überstanden.

 

Fazit

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer endeten vier erlebnisreiche, unvergessliche Tage in froher Gemeinschaft. Das Wetter war radlerfreundlich, nicht sehr warm aber ohne Regen während der Touren.

Durch die sonnige, grünende, blühende Mailandschaft entlang an Kanälen, durch schattige Wälder, saftige Wiesen und bestellte Felder führten die Routen durch die hügelige Landschaft um Ratzeburg.

Hatten wir schon Jahre erlebt, wo unterwegs kaum Bäume standen, lernten wir in diesem Jahr sehr viel Waldgebiete kennen. Wir hatten eine wiederum herausragende wunderschöne Gegend Deutschlands erkundet.

Ein Dankeschön allen, die ihren Beitrag zum Gelingen dazugegeben haben - dem Reparaturteam und der Verladetruppe. Ohne diese hilfreiche Gemeinschaft wäre eine solche schöne Tour gar nicht möglich gewesen. In diesem Jahr war wieder ganz schön was los, so dass unser Technikerteam voll ausgelastet war.

Auf den vier Tagestouren legten wir offiziell 216 km zurück und saßen über 14 Stunden im Sattel.

Ich hoffe, es hat allen gefallen und verbleibe mit einem  herzlichen „TREU KOLPING“.

                                                              Werner Günter

 

 

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