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STEINHEIM      Westfalen

  gegründet  1889

 

 Mit dem Rad durch die Wesermarsch

 

Wurden in den vergangenen Jahren die Münsterländische Bucht, das Niederrheingebiet, das Emsland, Teile der Niederlande und der norddeutschen Tiefebene erradelt, so war das diesjährige Ziel die Wesermarsch.

 

Wesermarsch  -  die Wesermarsch erstreckt sich entlang des linken Weserufers von Bremen bis zur Wesermündung.

Im Norden bildet der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer die unmittelbare Grenze. Im Westen sind es der Jadebusen, eine 190 qkm große Nordseebucht und der Landkreis Friesland. Im Süden reicht die Wesermarsch bis an die Stadtgrenzen von Oldenburg, Delmenhorst und Bremen. Der Landkreis ist im Osten durch Hafenstädte geprägt, im Nordwesten durch Marsch- und Moorregion.  Grüne Weiden, Siele und ein weiter Horizont prägen die Region.

 

Drei Städte (Brake, Elsfleth, Nordenham) und sechs Gemeinden (Berne, Butjadingen, Jade, Lemwerder, Ovelgönne und Stadland) bilden den Landkreis Wesermarsch.

Donnerstag,  09.  Mai  2002

Am Tag Christi Himmelfahrt trafen wir uns kurz vor 07.00 Uhr an der Friedr.-Wilh.-Weber-Schule, um wieder einmal zu einer viertägigen Fahrradtour aufzubrechen. Die Fahrräder waren bereits am Vorabend fachkundig in den Kirsch-Anhänger verladen worden.

 

Pünktlich um  07.00 Uhr setzte sich der Bus in Bewegung. Über Barntrup, Petershagen, Sulingen und Bassum ging es auf Bundesstraßen in Richtung Bremen.

Nach zweieinhalb Stunden erreichten wir den geplanten Ausgangspunkt in Stuhr. Auf einem geeigneten Parkstreifen luden wir zunächst unsere Räder aus.  Es zeigte sich, dass die Verladetruppe sehr gute Arbeit geleistet hatte, denn alle Fahrräder waren unbeschädigt geblieben.  Um 10.15 Uhr bestiegen wir unsere Räder, während der Bus die Koffer und Reisetaschen zum Hotel brachte.

 

Bei gutem sonnigem Wetter erreichte unsere Gruppe nordwestlich von Bremen den Weserradweg, dem wir nun fast die ganze Tagesstrecke folgen wollten.

Der Weser-Radweg gehört zu den attraktivsten Radwanderwegen in Deutschland und ist an landschaftlicher Vielfalt wohl nicht zu übertreffen. Über 440 Kilometer fließt die Weser vom Zusammenfluss von Werra und Fulda bei Hann. Münden bis zur Mündung bei Bremerhaven in die Nordsee.

Wir gelangten dann bald zum Ochtumer Sperrwerk. Wir hatten Glück, dass sich die Brücke gerade senkte und wir die Ochtum überqueren konnten.  In Lemwerder legten wir in einem schönen Parkgelände eine Mittagspause ein. Ab hier ist der Weserradweg identisch mit der Deutschen Sielroute.

Deutsche Sielroute - Die Route zieht sich über etwa 200 km durch die Wesermarsch. Namensgeber des Radweges waren die sogenannten Siele. Die ersten Siele wurden bereits im Mittelalter angelegt und dienen seit Jahrhunderten in der flachen Marschlandschaft zur Entwässerung des Landes.

Über Blumenthal gelangten wir auf die Weserinsel   „Elsflether Sand“ und erreichten dann planmäßig das Huntesperrwerk, dessen Übergang sich nur stündlich öffnet. An dieser Stelle fließt die Hunte in die Weser. Wir konnten uns am Info-Pavillon über die örtlichen Gegebenheiten informieren und radelten dann weiter. Wegen des Vatertages und des hervorragenden Wetters begegnen uns Hunderte von Radfahrern, die freundlich mit: „Moin,moin!“ grüßten.

Da wir gut in der Zeit lagen, legten wir in Oberhammelwarden  in einem Biergarten nahe des Weserufers eine genüssliche Pause ein.

Das nächste Ziel war die Kreisstadt Brake. Die Stadt ist nicht nur Sitz der Kreisverwaltung, sondern besitzt auch einen der wichtigsten nieder-sächsischen Häfen. Es war Gelegenheit gegeben, Brake zu erkunden, zu einem Spaziergang an der Uferpromenade oder sich in einem Cafegarten an leckerem Eis zu  laben. Erfreut waren wir, als unser Präses  Michael Melcher zu der Gruppe stieß. Wir erreichten anschließend den Binnenhafen, den wir über eine Kammerschleuse querten. Durch riesige Hafenanlagen mit ihren Tanks, Kränen, Hallen und Silos ging es am Deich über oder hinter dem Deich entlang Richtung Tagesziel.

Gegen 18 Uhr kamen wir alle nach knapp 70 km Wegstrecke in Rodenkirchen an. Mit über 4.000 Einwohnern ist Rodenkirchen der Hauptort des Stadlandes.Der jetzige Name wird 1244 urkundlich als Rodenkerken, also Kirche zum heiligen Kreuz, erwähnt. Der Ort hat seinen Namen von der Kirche erhalten.

Unser Quartier wollten wir im Hotel Hülsmann aufschlagen. Es sollte sich zeigen, dass ich bei meiner Erkundung im Vorjahr mit der Unterkunft eine gute Wahl getroffen hatte. Auch die Küche des Hauses und der gute Service sollte keine Wünsche offen lassen.

Nachdem wir die Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, trafen wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen. Einige nutzten später noch die Gelegenheit zu einem kleinen Spaziergang.

 

Freitag, 10. Mai 2002

Da wir heute die längste Fahrtstrecke vor uns hatten, es sollte die Küstenregion erkundet werden, war das Frühstück für 07.30 Uhr angesetzt. Nach einer reichhaltigen Stärkung rollten pünktlich um 08.30 Uhr die Räder.

Über Oberdeich, Seefeld und Stollhammerdeich gelangten wir an den Jadebusen. Direkt am Wasser entlang führte uns der Weg nach Eckwarderhörne. Dort konnten wir uns ein genaueres Bild von der Ausdehnung der Verbindung zwischen Nordsee und Jadebusen machen. Wir konnten gut über das Wasser die  Stadt Wilhelmshaven sehen. Nach einer kurzen Rast ging es am Seedeich entlang auf Radwegen in  Richtung Tossens. Bei richtig schönem Seewind radelten wir über Deiche und an ihnen entlang über Tossenserdeich und Langwarden bis nach Fedderwardersiel. Hier war ein längerer Aufenthalt geplant.

Es gab Gelegenheit für einen Besuch im Nationalpark-Haus Museum. Dargestellt wird dort das Ökosystem Wattenmeer, Seemännisches Handwerk, Pflanzen und Tierwelt, Entstehung des Jadebusens und weitere vielfältige Sachbereiche der Kulturlandschaft Butjadingens. Sehenswert war auch die Hafenanlage mit zahlreichen malerischen Krabbenkuttern.

Nach der wohlverdienten Ruhepause, mit der Möglichkeit zum Verzehr von Fischbrötchen, ging es auf der „Deutschen Sielroute“ weiter entlang der Nordseeküste. Vorbei am Nordseebad Burhave und Waddenserdeich verließen wir bei Husumerdeich den Küstenbereich und radelten wieder ins Landesinnere.

Ein weiteres Ziel war die Moorseer Mühle - die letzte voll betriebsbereite Windmühle im Landkreis Wesermarsch. Der Unterbau des dreistöckigen Galerieholländers stammt aus dem Jahre 1840. Hier war Möglichkeit gewesen, Einblicke in die Windmüllerei und in die Geschichte der Mühlenlandschaft Wesermarsch zu gewinnen.

Es war jetzt nicht mehr weit bis Rodenkirchen, wo wir um 17.30 Uhr eintrafen. Trotz des starken Windes aber bei strahlendem Sonnenschein hatten wir am Abend 80 km zurückgelegt.

Das anstrengende Radeln wurde an diesem Abend durch die Wirtin mit „Spargel oder Scholle satt“ belohnt. Das Essen war ein kulinarischer Hochgenuss.

 

Samstag, 11. Mai 2002

Der dritte Tag - der Samstag - weckte uns Radler mit einem kräftigen Gewitter. Pünktlich mit dem Anradeln um 08.30 Uhr hörte der Regen auf - heute sollte es nach Bremerhaven gehen.

Auf dem Weserradweg radelten wir zunächst zur Fähre nach Kleinensiel. Dabei passierten wir auch das Kernkraftwerk Unterweser und die Baustelle des Wesertunnels. Ein riesiger Bohrer mit einem Durchmesser von 13 Metern wühlt sich unter der Weser hindurch, um zwei Fahrbahnröhren zu schaffen. Im Januar 2003 soll die Eröffnung sein.

Nach der Fährüberfahrt nach Dedesdorf folgte unsere Gemeinschaft dem Radweg entlang dem Deich nach Norden. Auf halber Strecke am Hang des Deiches mit weitem Blick über die Meeresbucht feierten wir mit Präses Michael Melcher eine hl. Messe. Schon war leider die Abschiedsstunde für Präses Michael Melcher gekommen, dem wir alle herzlich dankten und uns von ihm mit guten Worten verabschiedeten.

Über eine Doppelschleuse gelangten wir nach Bremerhaven. 1827 als Vorhafen Bremens entstanden, präsentiert sich Bremerhaven heute mit 130.000 Einwohnern als größte Stadt an der deutschen Nordseeküste. Die Bremer brauchten Anfang des letzten Jahrhunderts einen Hafen am tiefen Wasser der Außenweser, weil der Fluss zunehmend versandete und die großen Schiffe jener Zeit nicht mehr bis in die Hansestadt kamen. Für 73.000 Taler kaufte der Bremer Bürgermeister J. Smidt dem König Georg von Hannover das Land ab, auf dem heute Bremerhaven steht.

Ein hochspezialisierter Frachtumschlag aus Übersee, Im- und Export Hundertausender Autos des Kontinents und eine führende Lebensmittelindustrie gehören neben dem riesigen Containerhafen und einem Schiffbau mit Weltgeltung zu den Lebensadern der Stadt.

Wir begaben uns zunächst zum „Schaufenster Fischereihafen“ - einer „Meile“ mit Restaurants, Cafes, Kneipen, Fischmarkt u.a. Hier ist eine maritime Attraktion, die in Norddeutschland ihresgleichen sucht, im historischen Teil des rund 100-jährigen Bremerhavenener Fischereihafen entstanden. Eine angemessene Pause bot allen Teilnehmern die Besichtigung der Meile an.

Nun sollte es zum Hafengebiet gehen. Dort angekommen, konnten wir einen Eindruck der weitläufigen Hafenanlagen gewinnen. Von einer Aussichtsplattform hatten wir einen wunderbaren Rundblick auf den riesigen Überseehafen und Container-Terminal. Wir konnten auch beobachten wie gerade durch Schleppkähne der Luxus-Liner „Norwegean Dream“ vom Dock in das Hafenbecken geleitet wurde.

Das nächste Ziel war das Deutsche Schifffahrtmuseum mit dem Freilichtmuseum sowie dem Museumshafen. Vielfältig war hier die Dokumentation der Geschichte der Binnen-, Küsten und Seeschifffahrt mit all ihren Teilgebieten von der Meeresforschung bis zur Navigation, von der Fischerei bis zum Rettungswesen, vom Boots- und Schiffbau bis zur Gezeitenberechnung dargestellt. Vom ältesten Boot der Welt, ca. 11.000 Jahre alt, bis hin zur einzigen erhaltenen Hansekogge der Welt sind über 500 Schiffsmodelle ausgestellt.

Da die Weser in Bremerhaven sehr breit ist und wir nicht mit den Rädern auf dem Wasser fahren konnten, wollten wir die Fähre nutzen, die auch dann bei unserem Ankommen sofort ablegte. Vom Fährhafen in Blexen radelten wir auf dem Weserradweg bzw. auf der Sielroute nach Nordenham. In einem gemütlichen Cafegarten legten wir eine schöne Pause ein.

Nach 57 km erreichten wir um 18.15 Uhr wieder unser Quartier.

 

Sonntag,  12.  Mai  2002

 

Der Sonntagmorgen begann mit leichtem Regen. Da wir in den vergangenen Tagen schon beachtliche Wegstrecken zurückgelegt hatten, war für heute sowieso keine große Tour geplant. Nach dem Frühstück einigten wir uns darauf, die Abfahrzeit auf 11.15 Uhr zu verlegen. Die meisten Teilnehmer nutzten die Zeit für einen Erkundungsgang durch Rodenkirchen mit einem Besuch der kath. Kirche. Drei Radler unternahmen eine kleine Rundtour mit dem Fahrrad. Es war außerdem Gelegenheit einen Flohmarkt zu besuchen.

Aber auch zur Abfahrt blieb das Wetter wieder unserer Gruppe treu. Wir bestiegen die Räder und machten uns auf den Weg zur Weser, um dann zunächst auf dem Weserradweg Richtung Brake zu fahren. Wir gelangten nach Ovelgönne, wo beim „König von Griechenland“ ein festlicher Mittagstisch auf uns wartete. Kulinarisch sicherlich ein weiterer Höhepunkt dieses Wochenendes.

Nach einem sehr guten Mittagessen und einigen Dankesworten von Gerd an den Fahrtorganisator radelten wir ohne große Umwege zurück zur Unterkunft.Wir waren auch heute wieder trocken geblieben. Nach knapp 23 km trafen wir um kurz nach 15 Uhr am Hotel ein. Der Bus stand schon da, so dass unser Verladeteam sich sofort an die Arbeit machte, um die Räder wieder sicher im Hänger zu verstauen.

Um kurz nach 16 Uhr ging es wieder heimwärts. Mit winkendem weißem Taschentuch wurden wir von der Gastwirtin verabschiedet.

 

  Gegen 20 Uhr kamen wir wieder in unserer Heimatstadt Steinheim an, wo die Räder und das Gepäck ausgeladen wurden.

  Alle Teilnehmer und auch die Fahrräder hatten die Tage gut überstanden.

 

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